Akupunktur hat im Westen 4 große Anwendungsgebiete: chronische Schmerzen und Erkrankungen des Bewegungsapparates sind die häufigsten Indikationen, gefolgt von Allergie und Asthma. Die Anwendung der Akupunktur bei Suchterkrankungen hat durch die gute Wirksamkeit in den USA gerade in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch zur Rehabilitation von Lähmungen nach Schlaganfall ist die Akupunktur gut wirksam.
Die Existenz einer Lebensenergie steht im Mittelpunkt der Vorstellungen der chinesischen Medizin. Qi, die Lebenskraft, die Vitalität des Patienten ist ein spürbares Phänomen, vergleichbar mit der Luft, die wir atmen und zum Leben benötigen. Wenn die Lebenskraft Qi fließend und in Harmonie ist, fühlt man sich gesund und vital. Wenn Qi in Ungleichgewicht ist, zu viel, zu wenig, oder im Fließen blockiert, ist man krank.
Die Funktionen der einzelnen Organe und deren verschiedene Leistungen werden von der Lebensenergie, das den Organen innewohnt, hervorgebracht. Die Atmung als Funktion der Lungen, die Verdauung der Nahrung als Funktion des Magens und Darmes sind Ausdruck des Wirkens des Qi dieser Organe. Die Lebensenergie eines Organs reguliert die Art und Weise der Funktionen: Ist das Qi eines Organs schwach, ist die Funktion dieses Organs nur unvollständig, man atmet oberflächlich und wenig effektiv. Lebensenergie kann auch in Fülle sein, dann ist die Funktion überschießend.
Die Lebenskraft, die Vitalität des Patienten ist ein auch für den Therapeuten spürbares und so auch diagnostizierbares Phänomen. Eine Chinesischen Diagnose bildet die essentielle Voraussetzung und ist das grundlegende Fundament einer chinesischen Akupunktur, einer Akupunktur nach den Regeln der Kunst. Der Weg zu einer Diagnose ist in der chinesischen Medizin grundverschieden von dem Vorgehen in der heutigen westlichen Medizin. Der Arzt benutzt seine Sinne, um anhand der Symptome, den gestörten Funktionen von Organen, der äußeren Erscheinung des Patienten und der äußeren Untersuchung zur Diagnose von Störungsmustern der Lebenskraft Qi in den einzelnen Meridianen und Organen zu gelangen.
Akupunktur wird immer häufiger als Alternative oder als ergänzende, komplementäre Behandlungsform bei Heuschnupfen angewendet. Die gute Wirkung der Akupunktur bei Heuschnupfen, aber auch bei anderen Allergien, zeigt sich in der täglichen Anwendungspraxis der Akupunktur.
Eine große Untersuchung der Ersatzkrankenkassen, die ART-Studie zeigt bereits vor 10 Jahren auch bei Heuschnupfen sehr gute Therapieergebnisse. Wissenschaftler der Charité in Berlin haben im Auftrag der TK drei Jahre lang geforscht und nach wissenschaftlichen Beweisen für die Wirksamkeit der Jahrtausende alten Akupunkturmethode gesucht. Bei dieser weltweit größten randomisierten Studie mit über 200.000 Patienten und 10.000 niedergelassenen Ärzten kam heraus: Akupunktur „wirkt sicher und dauerhaft“ bei Kopfschmerzen, chronischen Nackenschmerzen und auch bei Heuschnupfen. " Jetzt liegt endlich der wissenschaftliche Beweis vor, dass Akupunktur in der Routineversorgung wirksam und sicher ist" so der Projektleiter Professor Dr. Stefan Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité in Berlin. Neun von zehn Allergikern ging es auch sechs Monate nach der Behandlung noch deutlich besser. Noch höher lag die Besserungsrate bei Arthroseschmerzen 85 Prozent, Asthma 82 Prozent und Dysmenorrhoe 85 Prozent (Pressekonferenz der Techniker Krankenkasse im Januar 2004).
Die Erklärung für die guten Therapieerfolg liefert die Theorie der chinesischen Medizin: Bei Allergien ist eine grundlegende Schwäche des Milz-Pankreas-Organsystems, der Funktion der oberen Verdauungsorgane zu finden. Bei Heuschnupfen ist als deren Folge die Lebensenergie der oberen Atmungsorgane überschießend. Dadurch kommt es zu vermehrter Funktion der Nasenschleimhäute mit übermäßiger Sekretproduktion und Überreizung in Form von Jucken und Rötung der Augen- und Nasenschleimhäute.
Mit Hilfe der Akupunktur stärkt man zunächst geschwächte „Milz“, und dämpft durch „ableitende“ Nadelung den Füllezustand des Yang Anteils der Lunge. So werde die oberen Atemwege harmonisiert und die normale Funktion der Schleimhäute wiederhergestellt. Um einen dauerhaften Ausgleich der Lebenskräfte der Atmungsorgane zu erreichen, behandelt man Heuschnupfen mit 8-12 Akupunkturanwendungen. Die Therapie wird 1-2 Wochen vor dem voraussichtlichen Beginn der Heuschnupfenbeschwerden mit 2 Behandlungen pro Woche begonnen. Man behandelt im allgemeinen 6-8 Wochen lang, in den letzten Wochen nur einmal wöchentlich. In den meisten Fällen wird im ersten Jahr eine Besserung der Beschwerden um 50-70% erreicht, im zweiten Jahr häufig eine noch deutlichere Beschwerdelinderung.
Asthma bronchiale ist eine der Hauptindikationen der Akupunktur bei Erkrankungen der inneren Organe. Akute Formen zeigen meist dauerhafte Heilerfolge nach kurzer Therapiezeit. Selbst bei chronischem Verlauf über Jahrzehnte und bestehenden Lungenveränderungen gelingt es nachhaltig die Spastik und dann auch den Medikamentenkonsum deutlich zu reduzieren. Bei Asthmapatienten, die Steroide einnehmen, werden diese parallel mit der Akupunkturtherapie in den ersten Behandlungswochen langsam abgesetzt.
In der chinesischen Medizin unterscheidet man Asthma vom Fülle- oder vom Schwächetyp.
Bei Asthma mit Schwächestörung der Lunge ist oft auch die Nierenenergie geschwächt. Asthma vom Fülletyp ist meist durch Husten und Ansammlung von Schleim gekennzeichnet.
Beim Bronchialasthma liegt eine Labilität der Bronchien vor, die auf verschiedene Reize, z.B. Staub, psychischer oder körperlicher Streß oder Kälte, mit einer Engstellung der Bronchialmuskulatur reagieren. Häufig findet man neben diesem Hauptsymptom der Atemnot auch eine übermäßige Schleimproduktion. Begleitend können auch die Stirn- oder Nebenhöhlen chronisch entzündet sein.
Bei Kindern und bei akuten Formen ist Akupunkturtherapie sehr wirksam. In akuten Fällen sind oft 10-15 Behandlungen ausreichend. Hier gelingt es fast immer, die Krankheit dauerhaft zu besiegen.
mit bestehenden Lungenveränderungen ist eine Langzeittherapie mit 20-30 Sitzungen notwendig um einen nachhaltigen Behandlungserfolg zu erzielen.
Die Chinesische Akupunktur nach den Regeln der Kunst berücksichtigt die inneren Störungen der Lebensenergie des Patienten. Die Chinesische Akupunktur wird von 20-30% der akupunktierenden Ärzte im Westen angewendet. Viel Ärzte praktizieren im Gegensatz dazu eine westlich symptomorientierte Form der Akupunktur.
Diese geht in erster Linie von Krankheitskonzepten der westlichen Medizin aus, wie sie in der Anwendung von Medikamenten üblich sind. Rezeptartige Punktekombinationen stehen im Vordergrund, ohne Berücksichtigung der den Erkrankungen zugrundeliegenden energetischen Qi-Störungsmustern. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Asthma ist diese westlich symptomatische Akupunktur deutlich weniger wirksam, da sie die chinesische Diagnose nicht berücksichtigt. Bei chronischen Erkrankungen wie Asthma, Migräne, Tinnitus, Depression, Schlafstörung, Trigeminusneuralgie ist der Erfolg der Akupunkturbehandlung von der vorausgehenden chinesischen Diagnose und der Anwendung von gezielten Therapiestrategien abhängig.
Stux G (1996) Akupunktur Grundlagen, Techniken, Anwendungsgebiete, C.H. Beck, München
Dr. med. Gabriel Stux
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